Rennen:
Button-Sieg
vor Vettel nach Horror-Crash beim Start
Beim ersten Grand Prix nach der Formel-1-Sommerpause ging
es gleich zur Sache. Für WM-Spitzenreiter Fernando Alonso
bedeutete sein frühes Aus nach einem spekta-kulären Unfall
einen herben Rückschlag. Sebastian Vettel profitierte als
Zweiter von Spa am meisten davon.
Sebastian Vettel stemmte den silbernen Teller für den zweiten
Platz wie eine Sieger-trophäe in die Luft. Der Formel-1-Doppelweltmeister
durfte sich nach dem verrückten Großen Preis von Belgien mit
einem Horrorunfall nach wenigen Metern und einem Michael Schumacher
in typischer Spa-Form als der große Gewinner fühlen - auch
wenn Jenson Button als Erster über die Ziellinie gefahren
war. «Ich bin sehr glücklich mit dem zweiten Platz, so kann
es weitergehen», sagte der stolze Vettel nach seiner grandiosen
Aufholjagd von Startplatz zehn in einem einmal mehr denkwürdigen
Rennen auf dem legendären Kurs in Spa-Francorchamps.
Im Kampf um seinen historischen Titel-Hattrick machte Vettel
mächtig Boden auf Fer-nando Alonso gut, der wie drei weitere
Kollegen in einen spektakulären Crash zu Beginn verwickelt
war. Aus allem raus hielt sich indes Button: Der Brite fuhr
von seiner ersten Pole für McLaren am Sonntag einen ungefährdeten
Sieg heraus und ließ sich den Champagner auf dem Podest mit
Vettel und dem drittplatzierten Ex-Champion Kimi Räikkönen
sichtlich schmecken.
«Das ist ein ganz besonderer Sieg. Das ist ein Kurs mit soviel
Geschichte und es ist wunderbar, ein Teil davon zu sein»,
sagte der 32-Jährige, während Vater John mit dem Union Jack
um den Hals umherstolzierte und Freundin Jessica Michibata
die Mecha-niker in der Box herzte
Jubilar Schumacher holte in seinem 300. Grand Prix in seinem
«Wohnzimmer» in den Ardennen als Siebter wie erhofft Punkte.
«Es hat sehr viel Spaß gemacht, vor allem am Anfang», sagte
der siebenmalige Weltmeister aus Kerpen. «Am Ende müssten
wir dann doch erkennen, dass wir mit den älteren Reifen Hasenfutter
waren.»
Für Furore sorgte aus deutscher Sicht neben Vettel auch Nico
Hülkenberg: Der Force-India-Pilot aus Emmerich feierte in
dem verrückten Rennen als Vierter sein bestes Re-sultat. «Wir
können sehr, sehr stolz sein. Das war wohlverdient», sagte
Hülkenberg. Der Rheinländer stieg bis zu seinem ersten Boxenstopp
in der 14. Runde vorübergehend als Zweiter sogar zum ersten
Button-Verfolger auf.
Nach zwölf von 20 Grand Prix verteidigte Alonso die WM-Führung
mit 164 Punkten. Titelverteidiger Vettel (140) verkürzte seinen
Rückstand auf 24 Zähler. Er schob sich zugleich an seinem
australischen Teamkollegen Mark Webber (132), der in Belgien
Sechster wurde, auf Gesamtrang zwei vorbei.
Das Rennen begann mit einem Horrorcrash: Romain Grosjean krachte
nach einer übermütigen Attacke kurz nach dem Start in Lewis
Hamilton, beide Autos verhakten sich. Danach flog der französische
Lotus-Pilot über Alonsos Ferrari, auch der Brite Hamilton
hob in seinem McLaren vom Boden ab. Alonso wurde gedreht und
blieb im Kiesbett erst einmal geschockt im Cockpit sitzen,
ehe ihm Streckenposten aus dem Wrack halfen. Das Safety Car
neutralisierte das Rennen drei Runden lang.
Der Spanier überstand den Unfall unverletzt. «Hi! Danke für
all die unterstützenden Nachrichten. Mir geht es gut und ich
denke schon zu 100 Prozent an Monza», gab Alonso später per
Twitter Entwarnung. Für den WM-Spitzenreiter bedeutete dieser
unverschuldete K.o. den erste Nuller nach zuletzt 23 Grand
Prix in den Punkten und einen herben Rückschlag im Titelrennen.
Hamilton, der das letzte Rennen vor der Sommerpause in Ungarn
gewonnen hatte, musste seinen völlig lädierten McLaren ebenfalls
frustriert abstellen. Auch der als Vierter gestartet Mexikaner
Sergio Perez wurde im Sauber unschuldiges Opfer des spekta-kulären
Unfalls. «Ich bin froh, dass alle gesund sind», sagte Grosjean.
Die Deutschen trumpften nach ihrem blamablen Abschneiden in
der Qualifikation am Samstag im Rennen groß auf. Vettel verlor
durch den Crash und «einen miserablen Start» zwar einige Plätze.
Der zweifache Champion kämpfte sich mit knallharten, aber
fairen Überholmanövern jedoch Platz um Platz nach vorne. Schon
vor seinem ersten Reifenwechsel schob sich Vettel sensationell
auf Rang zwei vor. Schumacher zählte auf dem 7,004 Kilometer
langen Traditionskurs zu den Profiteuren nach dem Anfangschaos.
Der von Position 13 ins Rennen gegangene Jubilar war plötzlich
Fünfter und schob sich dann bis auf Platz zwei vor.
Vor seiner abrupten Boxeneinfahrt kurz vor Halbzeit lieferte
sich der Mercedes-Mann aus Kerpen mit seinem Kumpel Vettel
ein Wahnsinnsduell. Die Rennkommissare unter-suchten die Harakiri-Aktion
nach dem Rennen. «Es war von Anfang an klar, dass ich in die
Box kommen wollte. Er kann das natürlich nicht wissen, aber
ich habe ihn nicht abgedrängt», rechtfertigte sich Schumacher.
Vettel meinte: «Er ist schon ein Fuchs, aber ich habe Spaß,
gegen ihn zu fahren. Es war ein Missverständnis. Man kann
da keinen Schuldigen herzaubern. Ich glaube nicht, dass es
böse Absicht von ihm war.»
Nico Rosberg (Wiesbaden) belegte noch den elften Platz. Der
Mercedes-Pilot hatte nach einem verkorksten Qualifying und
einer Rückversetzung um fünf Startpositionen wegen eines Getriebewechsels
als Vorletzter losfahren müssen. Timo Glock (Wersau) wurde
im Marussia-Virgin 15.
Button verteidigte seine erste Pole-Position mit McLaren problemlos.
Der Ex-Champion konnte auch nach der Safety-Car-Phase in seinem
50. Rennen mit dem britischen Traditionsteam die Spitze halten.
Nach insgesamt 308,052 Kilometer gewann er in 1:29:08,530
Stunden. Vettel lag 13,624 Sekunden zurück.
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